Armut

Worum geht es?

(Kinder-)Armut ist in Deutschland relativ zu betrachten. 
Wer relativ arm ist, hat deutlich weniger als die meisten anderen. Kinder sind zunehmend von Armut betroffen.

Es gibt verschiedene Definitionen von Armut. Das finanzielle Einkommen der Eltern spielt dabei eine Rolle, ist aber nur ein Indikator unter anderen. Weitere Dimensionen von Armut können sein:

  • Kulturelle Armut
  • Fehlende Werte 
  • Migrationsspezifische Benachteiligungen
  • Bildungsbenachteiligung
  • Soziale Armut
  • Falsche Versorgung/Vernachlässigung
  • Emotionale Vernachlässigung 
    (siehe auch Kapitel 6 „Kindeswohlgefährdung“)
  • Gewalt und Misshandlung innerhalb der Familie (siehe auch Kapitel 6 „Kindeswohlgefährdung“)

Was sind die Grundsätze?

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  • Zeigen Sie hohe Sensibilität für die Situation der Schülerin oder des Schülers und der Familie; Armut ist in der Regel ein in ausgeprägtem Maße schambesetztes Thema.
  • Schaffen Sie einen angemessenen Rahmen für Gespräche mit den betroffenen Personen.
  • Beziehen Sie nach Bedarf eine interkulturell beratende Fachkraft mit ein.
  • Zeigen Sie Wertschätzung gegenüber der Schülerin oder dem Schüler und den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten. Seien Sie in jedem Fall empathisch und verständnisvoll.
  • Vermeiden Sie eine Überforderung durch zu hohe Veränderungserwartungen.
  • Überlegen Sie, welche Begriffe Sie benutzen und ob sie verstanden werden (z. B. Kindergeld – Kindergeldzuschlag; Jobcenter-ARGE; Hartz 4 – Grundsicherung).

Was nehme ich wahr? Was macht mir Sorgen?

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BEOBACHTUNGEN IM SCHULISCHEN BZW. LEISTUNGSBEREICH DER SCHÜLERIN ODER DES SCHÜLERS

  • Lassen sich wiederholt fehlende Hausaufgaben und/oder fehlende Ausstattung (Hefte, Taschenrechner, Lektüren, etc.) beobachten?
  • Kommen Elternbeiträge zu Fahrten nicht pünktlich? Nimmt die Schülerin oder der Schüler mitunter nicht an Klassenfahrten/Ausflügen teil?
  • Bleibt sie oder er unter seinen Bildungsmöglichkeiten?

BEOBACHTUNGEN IM KONTAKT- UND SOZIALVERHALTEN DER SCHÜLERIN ODER DES SCHÜLERS

  • Zieht sich die Schülerin oder der Schüler sozial zurück?
  • Gibt es nur wenige soziale Kontakte und Freundschaften
    (innerschulisch; außerschulisch) und/oder lässt sich ausgrenzendes Verhalten durch Mitschülerinnen und Mitschüler beobachten?

BEOBACHTUNGEN IM PERSÖNLICHEN BZW. EMOTIONALEN BEREICH DER SCHÜLERIN ODER DES SCHÜLERS

Auffälligkeiten in der äußeren Erscheinung

  • Werden häufig kaputte Schuhe, schlechte Kleidung oder Kleidung, die nicht den Wetterverhältnissen angemessen ist, getragen?

Materielle Situation

  • Können wiederholt fehlendes Frühstück und/oder Abmeldungen vom Mittagessen beobachtet werden?
  • Verfügt die Schülerin oder der Schüler über nur geringes bzw. überhaupt kein Taschengeld?

Gesundheitliche Auffälligkeiten

  • Lassen sich häufige Erkrankungen
    und/oder mangelndes Gewicht feststellen?

Emotionale Auffälligkeiten

  • Wirkt die Schülerin oder der Schüler häufig emotional allein gelassen?
  • Können ggf. Verhaltensauffälligkeiten festgestellt werden?

Was nehme ich war? Was beruhigt mich?

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  • Inwieweit suchen die betroffenen Personen von selbst das Gespräch, um von sich aus die Probleme anzusprechen?
  • Welche persönliche und familiäre Stärken Kompetenzen und Ressourcen nehme ich wahr?
  • Inwieweit können die familiäre Situation, das häusliche Umfeld, weitere wichtige Bezugspersonen (z.B. Großeltern) und/oder die Nachbarschaft zur Linderung oder Behebung der Auffälligkeiten beitragen?
  • In welcher Form kann der Freundeskreis unterstützend mit einbezogen werden?
  • Liegt eine grundsätzliche Bereitschaft zur Kooperation und Mitwirkung seitens der betroffenen Personen vor?
  • Welche schulischen Anlaufstellen können helfen (z. B. Förderverein)?
  • Welche externen Einrichtungen (z. B. Sozialamt, Jobcenter, Jugendamt etc.) können unterstützen?
  • Welche persönlichen Interessen und/oder Formen der Freizeit-gestaltung (z. B. Jugendzentrum, Mitgliedschaft in einem Verein) können sich gewinnbringend auf die Situation auswirken?

Was kann ich tun?

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FÜR DIE SCHÜLERIN ODER DEN SCHÜLER UND/ODER DIE FAMILIE

  • Zeit für Gespräche mit den betroffenen Personen nehmen, um gemeinsam Brücken in die Hilfesysteme zu bauen und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen
  • Für Anbindung der Schülerin oder des Schülers an den Offenen Ganztag sorgen

FÜR DIE KLASSE UND/ODER DIE SCHULGEMEINSCHAFT

  • Durch Thematisierung von Armut und sozialer Benachteiligung im Unterricht für mehr Akzeptanz, Toleranz und Verständnis werben
  • Einschlägige themenbezogene Angebote oder Aktionen mit der Klasse wahrnehmen (Bewusstseinsschärfung/Sensibilisierung)
  • Schule in Netzwerke einbinden (Vereine, Kirchengemeinden, Migrantenorganisationen, offene Kinder- und Jugendeinrichtungen …)

FÜR MICH ALS LEHRKRAFT

  • Engen innerschulischen Austausch (Lehrkräfte/Kollegium, Schulsozialarbeit, Offener Ganztag) etablieren
  • Schulkonzept entwickeln (z. B. innerschulisches Kooperationskonzept, Schulfrühstück vor Unterrichtsbeginn, Raum und Unterstützung für Geburtstagsfeiern anbieten, Zusammenarbeit mit Vereinen, Fortbildung, Kollegiale Beratung, Thema in der Ausbildung, Thema in Dienstgesprächen etc.)

Wer hilft weiter?

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SCHULINTERN

  • Schulsozialarbeit
  • Schulpflegschaft
  • Förderverein/Spenden

EXTERN

  • Jobcenter
  • Sozialamt
  • Beratungsstellen für das Bildungs- und Teilhabepaket
  • Hilfsorganisationen vor Ort
  • Jugendamt

Kontakte & weitere Angebote

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