Sexualisierte Gewalt/Sexueller Missbrauch

Worum geht es?

Fast täglich liefern die Medien Berichte über das erschreckende Ausmaß sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. 

Sexualisierte Gewalt gegen Mädchen und Jungen kommt so häufig vor, dass davon auszugehen ist, dass nahezu in  jeder Schulklasse ein betroffenes Kind sitzt. 

Von sexualisierter Gewalt spricht man, wenn eine Person die Unwissenheit, das Vertrauen oder die Abhängigkeit eines Kindes/Jugendlichen zur Befriedigung der eigenen (sexuellen) Bedürfnisse benutzt. 

Neben dem strafrechtlich relevanten Missbrauch sind Kinder und Jugendliche zudem von Grenzüberschreitungen und sexuellen Übergriffen betroffen, die auch im gemeinsamen Umgang miteinander in der Schule stattfinden können. 

Für Lehrkräfte und sonstige pädagogische Fachkräfte in Schule bedeutet das, genau hinzuschauen, Stellung zu beziehen und Opfer zu unterstützen.


Was nehme ich wahr? Was macht mir Sorgen?

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Es gibt keine eindeutigen spezifischen Symptome für sexualisierte Gewalt, aber unter Umständen ist Folgendes wahrzunehmen: 

BEOBACHTUNGEN IM SCHULISCHEN BZW. LEISTUNGSBEREICH DER SCHÜLERIN ODER DES SCHÜLERS

  • Lassen sich Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Probleme in der Leistungsmotivation, unstete Arbeitsleistungen oder Leistungsabfall feststellen?

BEOBACHTUNGEN IM PERSÖNLICHEN BZW. EMOTIONALEN BEREICH DER SCHÜLERIN ODER DES SCHÜLERS

  • Lassen sich Ängste, Stimmungsschwankungen, erhöhte Empfindsamkeit, Traurigkeit, Depressivität, psychosomatische Beschwerden (z. B. Kopf- oder Bauchschmerzen, Übelkeit), etc. beobachten?
  • Neigt die Schülerin oder der Schüler zu erhöhter oder verringerter Nahrungsaufnahme, verbunden mit einer auffallenden Gewichtszu- oder -abnahme?
  • Kann ein ungepflegtes Erscheinungsbild festgestellt werden?
  • Lässt sich die Entwicklung eines Waschzwangs beobachten?

BEOBACHTUNGEN IM KONTAKT- UND SOZIALVERHALTEN DER SCHÜLERIN ODER DES SCHÜLERS

  • Inwieweit wirkt das Verhalten der Schülerin oder des Schülers verändert; z. B. wirkt sie oder er zusehends verschlossener oder in sich gekehrt und/oder zeigt erhöhtes Aggressionspotenzial?
  • Lässt sich ein verringertes Interesse an der Beteiligung von Gemeinschaftsaktivitäten feststellen? Zieht sich die Schülerin oder der Schüler vermehrt zurück?
  • Kann ein verstärkter Gebrauch sexualisierter Sprache beobachtet werden?

BEOBACHTUNGEN IN DER KLASSE

  • Gehört sexualisierte Sprache zum „normalen“ Umgangston in der Klasse?
  • Sind körperliche Übergriffe zu beobachten?
  • Suchen einzelne Schülerinnen oder Schüler verstärkt den Schutzraum von Erwachsenen?

Was nehme ich wahr? – Was beruhigt mich? 

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  • Welche persönlichen und familiären Stärken und Ressourcen nehme ich wahr?
  • (Ggf.) Inwieweit können die familiäre Situation, das häusliche Umfeld, weitere wichtige Bezugspersonen (z. B. Großeltern) und/oder die Nachbarschaft zur Linderung oder Behebung der Auffälligkeiten beitragen?
  • In welcher Form kann der Freundeskreis unterstützend mit einbezogen werden? 
  • Welche externen Einrichtungen/Anlaufstellen (z. B. einschlägige Beratungsstellen, Jugendamt etc.) können unterstützen?
  • Welche persönlichen Interessen und/oder Formen der Freizeitgestaltung (z. B. Jugendzentrum, Mitgliedschaft in einem Verein) können sich gewinnbringend auf die Situation auswirken?

Was kann ich tun?

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FÜR DIE SCHÜLERIN ODER DEN SCHÜLER UND/ODER DIE FAMILIE

  • Gesprächsbereitschaft signalisieren
  • Keine bohrenden Fragen stellen
  • Nichts über den Kopf der Schülerin oder des Schülers hinweg in die Wege leiten

FÜR DIE KLASSE UND/ODER DIE SCHULGEMEINSCHAFT

  • Bei sexuellen Grenzverletzungen unter Kindern und Jugendlichen nicht weggucken!
  • Sexualisierte Gewalt allgemein im Unterricht thematisieren
  • Einschlägige Präventionsangebote wahrnehmen
  • Sexuelle Übergriffe unter Kindern und Jugendlichen thematisieren
  • „Hilfe holen ist kein Petzen“
  • Beratungsangebote vorstellen (online oder vor Ort)

FÜR MICH ALS LEHRKRAFT

  • Ruhe bewahren, auch wenn der Verdacht des sexuellen Missbrauchs eines Kindes schwer auszuhalten ist
  • Austausch mit anderen Lehrkräften oder anderen pädagogischen Fachkräften
  • Auffälligkeiten/Hinweise dokumentieren
  • Eigenberatung einholen

Wer hilft weiter?

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SCHULINTERN

  • Vertrauenslehrkräfte
  • Schulsozialarbeit

EXTERN

  • Märkisches Kinderschutz-Zentrum
  • Schulpsychologische Beratungsstelle
  • Jugendamt (insoweit erfahrene Kinderschutzfachkraft)
  • Beratungsstellen des ZfB Iserlohn-Menden-Hemer
  • Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz beim Jugendamt

Kontakte & weitere Angebote

Informationsvideos von “Zartbitter e.V.” (YouTube)

Download des vollständigen Kapitels